Friday, January 06, 2006

Behagliche Hölle

In den meisten Fällen enden wir als senile gutmütige Narren, hin und her geschoben von einer rosigen Krankenschwester, die uns anblafft, weil die Bettpfanne wieder randvoll ist. Es sei denn, es nimmt ein gewaltsames Ende - ein Finish, in dem noch einmal alles an uns vorüberzuckt: Mahagonifarbene Sonnenstrahlen, Girls am Strand, Plattfüße, Haarschnitte, rasselnde Wecker, ein rasender Puls. Egal wie, es kommt nie richtig zusammen. Ich gehe in Bars, durch leere schmale Seitenstraßen, ins Wettbüro, frage mich, was ich eigentlich will, und denke wehmütig an Urwälder voll Kletterpflanzen und ähnliche Dinge, z.B. an Mäuse, die sich mit den Vorderpfoten die Nase putzen. Ich sehe mir die Leute an, aber sie sind alle beschäftigt mit Dingen, die ein Spinner wie ich für Unfug hält: Ein Haus abstottern, von da nach dort kommen, Geld verdienen und darüber reden. Das einzige wovon man etwas hat, ist wahrscheinlich rücksichtslos zu schlafen, aber auch das geht nicht lange genug gut - überall werfen sie Preßlufthämmer an, die Kirchenglocken juckt der Schweiß der Beter, die Bienen stechen, die Fenster gleißen, Boote kentern und verfüttern ihren Inhalt an die Haie, nur Kanonen schlafen ungestört in Museen. Ich gehe weg von allem, habe nichts gelernt, weiß jeden Tag weniger, meine Hände werden magnetisch angezogen von meiner Kehle, meine Füße tragen mich voran wie bewußtlose tierische Extremitäten, in Gegenden hinein, wo es schimmelt und gärt, in eine behagliche Hölle, voll von Grünzeug, Ranken und Lianen, und dafür danke ich ihnen auf den Knien.

Charles Bukowski

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