Saturday, May 06, 2006

Nichts bleibt

Ausgestreckt
Das Gesicht in die Mulde gepreßt,
Die Hände rechts und links
Im Wald verkrallt,
Den Mund voll Ackerkrume,
Quellwasser im Haar,
Den Atem angehalten
Nußlaubatem:
Alles soll bleiben,
Keiner gehe fort.

Denn dies ist ein Ort,
Wo der Vogel im hohen Tambour,
Der wundgeschlagenen,
Seinen Ausweg findet.
Und dies ist ein Ort,
Wo der Hund mit dem goldbraunen Fell,
Der im Walde lärmt,
Heimkehrt am Abend.

Wo die Liebe wandert
Auf Schären des Untergangs
Im Herzen der roten Sonne.

Aber nichts bleibt,
Nur die Glieder
Der Kette, die glatten, runden
Milchweißen, fuchsfellbraunen
Spielen mit meinen Fingern.

Glühender Kiesel
Kühle Kastanie
Ein Sommer
Ein Winter
Ein Sommer.

Marie Luise Kaschnitz
(Fragment)

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